Experimental Learning Lab: Medienästhetik & Zärtlichkeit

Welche Bedeutung hat Zärtlichkeit für das digitale Lernen und Lehren und wie kann Zärtlichkeit in diesem Kontext gestaltet werden?

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Ausgangslage
Die Experimental Learning Labs sind ein experimentelles Gefäss, in welchem digitale Werkzeuge und Methoden untersucht und exploriert werden. In diesem Experimental Learning Lab wurde aus einer medienästhetischen Perspektive die Bedeutung und Gestaltung von Zärtlichkeit für das digitale Lernen und Lehren genauer betrachtet. Für die Durchführung wurde Oliver Ruf, Medienkulturwissenschaftler, Gestaltungstheoretiker und Inhaber der Forschungsprofessur »Ästhetik der Kommunikation« an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, eingeladen.

Umsetzung
Als Einstieg in das Thema wurden die Teilnehmenden gebeten, Gesten der Zärtlichkeit im physischen Raum auszutauschen. Dabei wurde bald deutlich, dass diese Aufgabe herausforderte. Zu Beginn wurden Gesten der Zärtlichkeit gesucht, die einen angemessenen und respektvollen Rahmen einhalten würden. Bald wurde in der Folge auf einer Metaebene die Aufgabe an sich und die verschiedenen Formen und Bedeutungen von Zärtlichkeit diskutiert – zum Beispiel medial vermittelte Zärtlichkeit (via Blumen oder Komplimente), die Zusammenhänge von Zärtlichkeit und Intimität, Zärtlichkeit und Nähe und Weiteres.

Der zweite Teil des Workshops war einem Input über «zärtliche Medien» gewidmet. Oliver Ruf nahm die Gruppe auf eine Reise der Begriffsgeschichte von «Zärtlichkeit» mit, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, und, gemäss des Autors Burkhard Meyer-Sickendiek, den Ursprung der bürgerlichen Empfindsamkeit in der höfischen Galanterie und im Theater findet. Zärtlichkeit kann aus diesem Verständnis heraus als Mittelweg zwischen Feindseligkeit und gefährdender Leidenschaft und auch als Medium der Identitätssuche gesehen werden. Der Zärtlichkeit wohnt demzufolge eine ästhetische Qualität inne, und sie verweist auf das auf Empfindung gründende Gespür für verborgene Zusammenhänge, wie Oliver Ruf ausführte. Zärtliche Medien sind, so wurde der Bogen schliesslich auf (digitale) Medien hin gespannt, auch Medien des Aufspürens von nicht Sichtbarem, von kaum Wahrnehmbaren. Unter welchen Umständen zärtliche Medien – auch transformative Medien, Gebrauchs- oder Gefühlsmedien genannt – auch digitale Medien sein können, lässt Oliver Ruf zunächst offen, um die Teilnehmenden dann zu einer aktivierenden Reflexionsaufgabe aufzufordern.

So wurden im letzten Teil die Teilnehmenden angehalten, digitale Zärtlichkeit handschriftlich zu beschreiben. Die Texte (Briefe, Gedicht, Beschreibung o.ä.) reichten von kritischen Reflexionen bis hin zu einer Hommage an digitalen Werkzeugen. Die abschliessende Diskussion zeigte, dass die Teilnehmenden ein Potential und Wichtigkeit der Zärtlichkeit im digitalen Raum sehen, aber auch Situationen, in denen es technischen und digitalen Produkten an Zärtlichkeit mangelt. Gerade in einem Umfeld des digitalen Lernens und Lehrens scheint Zärtlichkeit zu integrieren und ein bewusster Umgang mit dieser wichtig zu sein.

Disziplinen
E-Learning

Mitwirkende
Ninja Hoffmann (E-Learning), Mela Kocher (E-Learning, Game Design), Oliver Ruf (extern, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg)

Aufwand
Vorbereitung 1 Tag, Durchführung 2 Stunden

Text
Ninja Hoffmann, Mela Kocher

Literatur
Meyer-Sickendiek, Burkhard (2016). Zärtlichkeit. Höfische Galanterie als Ursprung der bürgerlichen Empfindsamkeit. Fink. https://www.fink.de/view/title/52303
Ruf, Oliver. Die digitale Universität. Wien: Passagen (Passagen Philosophie), 2021.
Ruf, Oliver. Die Hand. Eine Medienästhetik. Wien: Passagen (Passagen Philosophie), 2014.