Stilles Schreiben

Debatten, Diskussionen oder Gruppeneinteilungen – das Stille Schreiben ist eine Methode, die Raum zum gemeinsamen Denken und Reflektieren gibt.

Text: Charlotte Axelsson

Stillarbeit ist im Klassenzimmer eine bekannte Methode. Der Schüler oder die Schülerin zieht sich im Klassenzimmer zurück und arbeitet konzentriert an seinem Arbeitsauftrag. Das Gegenteil von Stillarbeit ist wohl die Gruppenarbeit, die sich eher im lauten Spektrum der Arbeit im Klassenzimmer aufhält. Durch digitale Hilfsmittel kann man die beiden Methoden der Konzentration Stillarbeit mit der lauten Gruppenarbeit kombinieren und bekommt so eine sehr konzentrierte Form der Zusammenarbeit.

Die kollaborative Methode des Stillenschreibens haben wir an der ZHdK im Format Smart Settings 2019 entwickelt. Seitdem ist das Stilleschreiben eine Methode, die wir in unterschiedlichen Situationen einsetzen. Sowohl im reinen digitalen Setting als auch im physischen Klassenzimmer mit Menschen, die sich vorher gut kannten oder mit Menschen, die sich vorher nicht kannten, entweder anonym oder mit namentlicher Zuordnung.

Beim Stillen Schreiben geht es darum, gemeinsam in einem Dokument einen Arbeitsauftrag zu erledigen. Dies kann eine Diskussion oder Feedback zu einem Thema sein. Das Einsatzgebiet ist vielseitig und kann je nach Situation variieren. Man kann die Methode auch als Vorstellungsrunde nutzen oder zur Gruppeneinteilung. Je nach Anwendungsgrad kann man mit Emojis, GIFs oder PNGs arbeiten. Wichtig ist hierbei die Konzentration, das Nicht-Reden und der Austausch über das geschriebene Wort oder gegebenenfalls über Bilder/Icons.

Technologie

Smartphone, Pad oder Computer zur Texteingabe und Internetzugang sind Voraussetzungen. Um die Technologie möglichst niederschwellig zu gestalten, nutzen wir cloudbasierte Anwendungen, zum Beispiel das Etherpad oder ein Schreibdokument wie Word oder Google Docs. In manchen Fällen lohnt sich auch eine Tabelle, vor allem dann, wenn die Teilnehmenden in Gruppen arbeiten sollen.

Das Etherpad hat den Vorteil, dass es sehr reduziert ist. Eine Schrift, keine Möglichkeiten zur Gestaltung – jedem Teilnehmenden wird eine Farbe zugesprochen. Es kann anonym genutzt werden oder man kann die Menschen bitten, ihren Namen einzugeben. Ein Etherpad kann auch gut als Chattool genutzt werden.

Ein Schreibdokument kann komplexer genutzt werden. Es können Bilder, Grafiken, Icons eingefügt und Schriften unterschiedlichster Art formatiert werden. Auch der anonyme Modus kann spielerisch genutzt werden. Bei Google Docs zum Beispiel gibt es tierische Avatare, die auch in die jeweilige Arbeit als spielerische Intervention eingebaut werden können.

Methode

Die Methode ist sehr agil und lösungsorientiert. Sie ist eine sehr konzentrierte und effektive Methode, um zu Ergebnissen zu kommen. Man kann das Stille Schreiben so gestalten, wie es die Situation verlangt, ernster oder lustiger. Kernpunkt ist, auch wenn es manchmal schwerfällt, bitte Stillarbeit und kein Reden.

Einzelne Schritte

Vorher

  • Ein Dokument (online) aufsetzen und den Link zugänglich machen und bereithalten.
  • Gegebenenfalls mit einer kleinen Gruppe ausprobieren.
  • Im Dokument, wenn nötig, die Aufgabe bereits reinschreiben.
  • Wenn es sich um ein leeres Dokument handelt, lohnt es sich dennoch, ein "Hallo", Datum und Ort hinzuzufügen.

Währenddessen

  • Den Link mit der Gruppe teilen.
  • Zeit angeben.
  • Aufgabe klar beschreiben: Diskussion, Gruppenbildung, Feedback etc.
  • Regeln festlegen; anonym oder bekannt festlegen.

Nachher

  • Den Link nach Anwendung schliessen oder offenlassen.
  • Zum Dokumentationszweck herunterladen.
  • Bei Bedarf zusammenfassen und der Gruppe zur Verfügung stellen.
Erfolgreiche Elemente und Tipps
  • Verlasse dich auf deine Intuition. Besonders gut funktioniert die Methode, wenn man sie nicht zu sehr anleitet und der Mensch, der daran arbeitet, sich selbst orientieren lässt.
  • Je nach Anwendungsbereich ist es ratsam, trotz der Einfachheit, die Technologie mit jemandem zu testen. So hat man selbst einen kleinen Erfahrungsschatz aufgebaut und weiß, wie sich eine solche Arbeitsweise anfühlt.
  • Aus unserer Erfahrung ist es ebenfalls hilfreich, ein Zeitfenster festzulegen. Im besten Fall ist die ablaufende Zeit, zum Beispiel 10 Minuten, für jedermann sichtbar. So muss man auch nicht mit der Ankündigung der Zeit den Gedankenfluss der anderen unterbrechen.